The Art of Wool - kleine Wollkunde
Wolle wird bereits seit dem 4. vorchristlichen Jahrtausend verarbeitet. Das Schaffell besteht aus den äußeren groben Haaren, als Schutz gegen die Witterung und den inneren, weichen und damit feineren Haaren, die die Körperwärme regulieren. Durch frühe Züchtungen wurde erreicht, dass das Schaf keinen Haarwechsel mehr vollzog, so dass es geschoren werden musste und somit das Schaffell am Stück zum Verarbeiten zur Verfügung stand. Bis zum fertigen Produkt sind allerdings viele arbeitsintensive Schritte auszuführen. Am Anfang steht das Vlies, dann muss nach Qualität und Farbe sortiert und gewaschen werden, gefolgt von dem Kardätschen, gegebenenfalls Färben und dann erst das Spinnen zu Garn. Erst im 19. Jahrhundert wurde statt der Handspindel das bereits um das Jahr 1000 in China erfundene Spinnrad auch in Europa verwendet.
Die Wolle hat aber noch viel mehr positive natürliche Eigenschaften; so viele, dass wir sie in der folgenden Aufstellung darstellen:
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Wolle ist sehr elastisch. Die Faser kann um 30% gedehnt werden bevor sie reißt. So verleiht sie der Kleidung die Fähigkeit, die Passform zu bewahren und schön zu fallen.
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Die Fähigkeit der Faser sich zu kräuseln, ergibt auch bei lockerer Verarbeitung einen starken Stoff, der die wärmedämmende Luft einschließt. Durch diese Wärmeisolation gibt Wolle dem Träger dieses heimelige Wohlgefühl.
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Klimatisierend, atmungsaktiv – natürlich: Wolle sorgt im Sommer wie im Winter für ein ausgeglichenes Mikroklima.
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Wolle gilt als der gesündeste und beste Rohstoff, den es für Textilien gibt. Durch die Struktur der Faser sorgt sie für eine bessere Durchblutung der obersten Hautschichten.
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Das Lanolin verlangsamt durch seine weichmachende Eigenschaft den Hautalterungsprozess.
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Wolle wirkt antiseptisch und hat positive Wirkung auf tiefer liegende entzündliche Herde im Körper. Lanolin wird dabei von Alters her und auch heute noch in der Kosmetikproduktion und der Heilkunde verwendet.
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Das Lanolin macht die Wolle stark wasserabweisend und gleichzeitig schnelltrocknend. Das ist für uns der Grund in der Verarbeitung darauf zu achten, dass möglichst viel von dem natürlichen Lanolin in der Faser verbleibt. Ein chemisches Entziehen, um es am Ende wieder aufzutragen, wollen wir vermeiden.
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Wolle kann 33% (!) ihres Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne dass sie sich feucht anfühlt. Dabei leitet sie die Feuchtigkeit wesentlich schneller ab als z. B. Baumwolle. So ist sie auch für Spezial-Sportbekleidung hervorragend geeignet.
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Wolle nimmt wenig Gerüche an (z. B. Schweiß) – nach kurzem Lüften riecht die Wolle wieder frisch. Beste Resultate erreicht man, wenn die Wolle über Nacht draußen bei feuchter Luft gelüftet wird. Damit ist sie der beste Begleiter bei schweißtreibenden Hobbys oder Mehrtagestouren. Das Gepäck ist erheblich leichter da weniger und man kann auch nach Tagen anderen noch „unter die Nase kommen“. Sie kann Gerüche chemisch binden und somit lange neutralisieren. Natürlich ist dabei aber zu beachten, dass über der Wolle keine Kunstfaserkleidung getragen wird, die die Belüftung verhindert.
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Wolle kratzt (nicht) - Die Feinheit der Wollfaser wird in Micron gemessen. Ein Micron entspricht einem Tausendstel Millimeter. Je niedriger der Micron-Wert desto feiner die Wolle. Wir verarbeiten Wolle zwischen 19 und 38 Micron.
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Wolle ist nur schwer entflammbar. Bitte experimentiere trotzdem nicht die Wolle am eigenen Leib tragend, wie schwer entflammbar der Stoff wirklich ist.
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Nach wie vor das Beste für warme Füße ... und Hände ... und für den Rest des Körpers.
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Reine Schurwolle bedeutet: Die Wolle ist vom lebenden und überlebenden Tier!
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Grundsätzlich gilt bei Wolltextilien, wenn es ums Waschen geht, weniger ist mehr. Denn man bedenke die Selbstreinigungsfunktion …. Natürlich gibt es Wollwaschmittel. Aber dabei kann es passieren, dass der Lanolingehalt und weitere Eigenschaften Deines heiß und innig geliebten „Wollteils“ mehr und mehr schwinden. Daher raten wir von an Anfang zu einem möglichst seifenfreien Bio-Waschmittel (z. B. hessnatur). Aber auch hier ist Vorsicht geboten. Waschmittel mit (Kern-)Seife sollten nicht verwendet werden, da damit das Verfilzen begünstigt wird. Eine Wäsche in kaltem Wasser sollte eigentlich zumeist den gleichen „Saubereffekt“ haben und ist in Sachen Energie- und Rohstoffverbrauch auch viel günstiger. Ach ja, trocknen sollte die Wolle flach in der gewollten Form und Größe. Ein guter Trick ist auch die zu Hilfenahme einer alten Strumpfhose. Zieht die Beine jeweils durch die Ärmel und das Hosenstück durch den Kragen und befestigt die Strumpfhosenteile an der Wäscheleine.
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Auch Brandbekämpfung ist heute "Schafsache". Durch den Einsatz in Wäldern wird die brandbeschleunigende Verbuschung eingedämmt (Min. 41.39), so dass sich ein Feuer nicht mehr zu einem Großfeuer entwickeln kann.
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Nicht verschweigen wollen wir natürlich auch die Negativseite der Wolle: Durch die Faserstruktur ähnlich eines Palmenstammes können sich Wollfasern verhaken, verfilzen und die Pillingbildung unterstützen, insbesondere bei seifenhaltigem Waschmittel.
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Übrigens: Wusstest Du schon, dass ein traditionelles Hausmittel bei Erkältungen der Wollsocken-Halswickel ist? In den stinkenden Wollsocken, die man mit ungewaschenen Füßen in Schuhen getragen hat, bilden sich nach tagelangem Tragen Antibiotika (wie gut, dass die Nase bei einer ordentlichen Erkältung zu sitzt ...). In diesem Sinne eine gute Besserung!
Euer Sona Caora Team